Das Brünnchen im Schacherwald
Früher gab es in jedem Dorf neben zahlreichen Hausbrunnen mindestens auch einen öffentlichen Dorfbrunnen. In Selchenbach war das um 1840 der so genannte „Helterbrunnen“ im Tal unterhalb des Schulhauses. 1846 ließ jedoch der Gemeinderat einen zweiten Brunnen bauen, aber nicht im Dorf, sondern außerhalb, am Weg nach Konken, und zwar „am Wald“, das heißt, am heutigen Eckwald. Die Bauern, die dort auf dem Feld arbeiteten, sollten die Möglichkeit erhalten, ihr Vieh an diesem Brunnen zu tränken. Er besaß einen hölzernen Stock und einen steinernen Trog von zwei Metern Länge, den der Steinbrecher Philipp Sommer aus Frutzweiler lieferte. Die Gesamtkosten beliefen sich auf knapp 70 Gulden.
Der Brunnen stand dort bis zum Jahr 1938. In diesem Jahr wurde die Straße von Ottweiler nach Kusel ausgebaut; das Selchenbacher Unterdorf erhielt eine Umgehung, und diesem Ausbau stand der Brunnen am Eckwald im Wege. Er wurde daher beseitigt, und die Baufirma lagerte die steinernen Überreste einfach im Eckwald ab. Ein halbes Jahrhundert später, in den 1980-er-Jahren, entschlossen sich drei Selchenbacher Männer – Reinhard Morgenstern, Günter Cordier und Paul Krämer -, diese Überreste noch einmal sinnvoll zu nutzen. Sie verwandten einen Teil der Steine, insbesondere den unversehrten „Brunnenhut“, um im etwas tiefer gelegenen Schacherwald eine Wasserquelle zu fassen. So erhielt zumindest ein Teil des alten Brunnens seine ursprüngliche Bestimmung wieder zurück. Dieses Brünnchen ist nur Eingeweihten bekannt; es liegt nicht weit vom „Ammepädche“ entfernt, das früher die Selchenbacher Hebamme nahm, wenn sie zu einer Geburt nach Herchweiler im Ostertal ging.