Die Geschichte von Selchenbach

Soweit wir heute wissen, wurde Selchenbach erstmals im Jahr 1262 in einer Urkunde erwähnt. Johannes, Pfarrer in Dudweiler, übergab damals dem Kloster Wörschweiler (bei Homburg) seinen Anteil an den Gütern in Selchenbach. Der Grund: Er wollte etwas für sein späteres Seelenheil tun. Die Originalurkunde existiert heute nicht mehr, aber eine Abschrift aus dem Jahr 1588 liegt im Landesarchiv Speyer.

Selchenbach-Ersterwaehnung

Quelle: Landesarchiv Speyer

 

Die Ersterwähnung eines Ortes ist jedoch nicht gleichbedeutend mit der Gründung dieses Dorfes. Die erfolgte in unserem Falle wahrscheinlich schon während der ersten fränkischen Ausbauperiode, vielleicht um das Jahr 900. Verwaltungsmäßig gehörte die Siedlung im 12. Jahrhundert zur Grafschaft Veldenz. Größter Grundbesitzer innerhalb der Gemarkung war seit dem 10. Jahrhundert das Remigiuskloster in Reims, im 13. Jahrhundert kam das Kloster Wörschweiler bei Homburg hinzu. Aus dieser unterschiedlichen Zugehörigkeit entwickelten sich zwei Siedlungskerne: Unterselchenbach und Oberselchenbach. Die Unterdörfer zahlten ihre Abgaben an das Kloster auf dem Remigiusberg, die Oberdörfer ans Kloster Wörschweiler. Demzufolge gehörte das Unterdorf kirchlich zu Konken, das Oberdorf zu Niederkirchen im Ostertal. Erst durch den Zusammenschluss in der Kirchengemeinde Konken im Jahr 1966 wurde diese jahrhundertelange Trennung überwunden. Der Lückenschluss in der Ortsbebauung steht dagegen noch aus. Der Gemeinderat hat jedoch vor wenigen Jahren für den Bereich „Auf dem Mühlfeld“ ein Baugebiet beschlossen, das auch die bauliche Lücke zwischen den beiden Ortsteilen endgültig schließen soll.

Im Jahr 1444 ging im Zuge einer Erbfolge die Territorialherrschaft von der Grafschaft Veldenz an das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken über, zu dem Selchenbach fortan bis zur Französischen Revolution gehörte. 1491 kaufte der Graf von Nassau-Saarbrücken von einem Adeligen aus Contwig einen Streifen Land, der sich über Teile der Gemarkungen von Bubach, Marth, Selchenbach, Osterbrücken und Herchweiler hinzog: das so genannte „Königreich“. Wegen der Hohen Gerichtsbarkeit in diesem Gebiet gab es in der Folge aber immer wieder Streit zwischen dem Saarbrücker Grafen und dem Zweibrücker Herzog. 1429 wurden dabei mehrere Ostertalorte, darunter auch Selchenbach, von Saarbrücker Söldnern abgebrannt. 1603 schlossen die fürstlichen Kontrahenten dann einen Vertrag: Das Dorf Werschweiler, bisher zweibrückisch, kam zu Nassau-Saarbrücken, das „Königreich“ zu Pfalz-Zweibrücken. Die Grenze zwischen den beiden Grafschaften verlief nun zwischen Saal und Werschweiler.

Die Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges (1618 – 1648) hatten entweder den Tod oder die Flucht fast aller Selchenbacher Einwohner zur Folge. Kaum wieder besiedelt, brannten die Truppen des französischen Königs Ludwig des XIV. während der Reunionskriege im Jahr 1677 das Dorf erneut nieder. Im Zuge des Wiederaufbaues errichtete der Zweibrücker Herzog 1762/63 den heute noch bestehenden Königreicher Hof.

Nach der Eroberung des linksrheinischen Gebiets durch französische Revolutionsheere kam Selchenbach 1798 zum neu gebildeten Saar-Departement und darin zur Mairie (Bürgermeisterei) Konken. Nachdem Napoleon nach dem verlorenen Russland-Feldzug abtreten musste, wurde die Pfalz 1816 aufgrund der Beschlüsse des Wiener Kongresses dem  Königreich Bayern zugeteilt. Zwei Jahre später, 1818, gliederte die pfälzische Regierung in Speyer die Gemeinde Selchenbach der Ostertalbürgermeisterei an. Der Sitz der Verwaltung befand sich jeweils in dem Ort, in dem der Bürgermeister wohnte. Von 1834 bis 1848 war der Selchenbacher Landwirt Adam Seyler Vorsteher der Ostertalbürgermeisterei, weshalb das Anwesen Hauptstraße 15 in Selchenbach von den Einheimischen auch heute noch „Bolmaeschdersch“ genannt wird.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor der Kreis Kusel die Ostertalgemeinden Bubach, Hoof, Marth, Niederkirchen, Osterbrücken und Saal aufgrund eines Dekrets der französischen Besatzungsmacht, die alle Gemeinden entlang der Ostertalbahn beim halbautonomen Saarland sehen wollte. Selchenbach verblieb zwar beim Kreis Kusel, jedoch ohne den Königreicher Hof, der zu der abgetrennten Gemeinde Marth kam. Die Gemeinde Selchenbach wurde zunächst Teil der Bürgermeisterei Konken und gehört seit der rheinland-pfälzischen Verwaltungsreform 1969 zur damals neu gebildeten Verbandsgemeinde Kusel.

 

von Hans Kirsch