Vulkansteine, 290 Millionen Jahre alt, im Treppenfundament
Selchenbach. Edgar Cordier ist Eigentümer eines älteren Wohnhauses, das an der Ortsdurchfahrt gegenüber dem früheren Restaurant „Zum Ostertal“ steht. Erbaut hatten dieses ältere Haus in den 1950er Jahren Julius Cordier und seine Ehefrau; sie betrieben später auch das gegenüberliegende Restaurant. Nachdem der letzte Bewohner des älteren Hauses verstorben war, überlegte Edgar Cordier lange, wie er mit dem stark renovierungsbedürftigen Gebäude umgehen solle. Schließlich entschloss er sich, es nach und nach abzutragen. Den Beginn machte er mit der Treppe vor dem Haus.
Dabei stellte er, nachdem die Treppenstufen entfernt waren, fest, dass das Treppenfundament nicht nur aus Beton oder Sand bestand, sondern dass der Untergrund mit größeren, teils runden, sehr harten Steinen „gestickt“ war. Wohl wegen ihrer Härte ließen sich die Steine auch mit einigem Aufwand aus dem Untergrund herauslösen. Cordier lagerte sie auf einem Hänger und zeigte sie eines Tages einem Heimatforscher aus dem Ort.
Dieser wusste, dass die alten Leute des Dorfes manchmal erzählt hatten, dass in den umliegenden Wäldern größere, runde Steine gelegen hätten, die vom Aussehen her an „Kanonenkugeln“ erinnert hätten. Er fotografierte die unter der Treppe gefundenen Steine und kontaktierte die Generaldirektion Kulturelles Erbe in Koblenz. Der Leiter der Abteilung Erdgeschichte, Dr. Thomas Schindler, teilte nach Prüfung der Aufnahmen mit, es handele sich „um Vulkanite und teilweise um die hierfür typische Kugelverwitterung. Diese vulkanischen Gesteine sind vor rund 290 Millionen Jahren unterirdisch aufgestiegen und in den Ablagerungsgesteinen eingelagert erstarrt. Zusammenfassend wurden sie früher ‚Kuselit‘ genannt.“
Dem Heimatforscher war bekannt, dass solche „Kuselite“ im Nordpfälzer Bergland abgebaut werden, etwa in den Steinbrüchen des Kuseler Landes. Das gewonnene Gestein werde vor allem im Straßenbau verwandt als Pflastersteine, Schotter oder Splitt. Der jetzige Fund von Vulkan-Steinen unter einer Treppe in Selchenbach zeige aber, dass solche Vulkanite früher offenbar auch beim Hausbau Verwendung gefunden hätten. Denn kostenlose Steine aus dem Wald waren allemal günstiger als teurer Beton.
(Hans Kirsch)